
Heute: André Hentschel und Volker Schneider, Geschäftsführer der Zwickauer Energieversorgung GmbH
Mit der Rubrik „Projektpartner näher vorgestellt: 5 Fragen an…“ werden im ZED-Blog regelmäßig die Projektpartner und ihre Perspektiven auf das Projekt durch kleine Interviews mit ausgewählten Repräsentanten der Partner näher vorgestellt. Das zweite Gespräch wurde mit den Geschäftsführern der Zwickauer Energieversorgung GmbH (ZEV), Herrn André Hentschel und Volker Schneider, geführt. Als einer der 13 Projektpartner forscht auch die ZEV an der Energieversorgung 4.0 und bietet als Infrastrukturbetreiber und Anbieter energienaher Dienstleistungen dem Konsortium wichtige Praxis-Expertise. Ihr inhaltlicher Schwerpunkt liegt in der Entwicklung und Demonstration eines nachhaltigen und nutzerorientierten Versorgungskonzeptes durch vermehrten Einsatz regenerativer Energiequellen.
1. Vielen Dank an die beiden Geschäftsführer für Ihre Bereitschaft, für ein kleines Interview zur Verfügung zu stehen. Die ZEV beteiligt sich mit dem ZED-Projekt schon am zweiten größeren Forschungsvorhaben in Zwickau. Während im Projekt WindNODE die zukünftige Versorgung mit Strom im Vordergrund steht, richten sich bei ZED die Augen vor allem auf die Wärme- und auch Kälteversorgung der Zukunft. Welche Herausforderungen sieht die ZEV darin als Energieversorger?
Schneider: Während wir in WindNODE schon einen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende durch die Anpassung lokaler Versorgungsnetze im Strombereich leisten, wollen wir mit ZED insbesondere die urbane Wärmeversorgung nachhaltiger gestalten. Der vergrößerte Einsatz erneuerbarer Energien, die Integration notwendiger, neuer technologischer Lösungen aber auch die Prämissen Wirtschaftlichkeit für uns als städtischen Energieversorger und Bezahlbarkeit für unsere Kunden sind Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, und nach denen die im Projekt zu erarbeiteten Konzepte bewertet werden müssen. Denn nur, wenn wir die Bürger, die letztlich vor Ort im Versorgungsgebiet leben, mitnehmen und Ihnen aufzeigen, dass auch unsere neuen Wege der Energieversorgung versorgungssicher, sozialgerecht und nutzerfreundlich sind, können wir einen wertvollen Beitrag zur Akzeptanz der Energiewende vollbringen.
2. Die Laufzeit des Projektes beträgt mehrere Jahre. Parallel wird die Konzeptions- und Umsetzungsphase beeinflusst von sich ändernden politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Mit dem neuen Klimaschutzprogramm hat die Bundesregierung ein umfangreiches Konzept verabschiedet. Was folgern Sie hieraus als Energieversorger?
Hentschel: Viele Maßnahmen, die das Programm beinhaltet, betreffen uns als Energieversorger sehr konkret. Als einer der größten Eckpunkte des Konzeptes ist der schrittweise Ausstieg aus der Kohlestromversorgung bis 2038 zu nennen. Bereits 2022 soll planmäßig das letzte Kernkraftwerk vom Netz gehen. Die Sicherstellung einer stabilen Grundversorgung aus dem Zusammenspiel von Solar- und Windkraft sowie anderen erneuerbaren Energiequellen wird ab diesem Zeitpunkt eine zentrale Herausforderung darstellen. Wir als ZEV haben dafür mit unserer Beteiligung in verschiedenen Forschungsprojekten die Weichen gestellt. So analysieren wir bereits heute, wie die Beherrschbarkeit einer neuartigen Erzeuger- und Verbraucherstruktur zukünftig gewährleistet werden kann.
Schneider: Auch in unseren Kraftwerken können wir mittlerweile auf erneuerbare Energiequellen zurückgreifen. So erzeugt unser Heizkraftwerk an der Reinsdorfer Straße Wärme und Strom vollständig aus Biomasse. In diesem Jahr haben wir auf dem Gelände zudem eine Freiflächen-Photovoltaikanlage errichtet. Die dort erzeugte grüne Energie wird zu 100 Prozent in das Zwickauer Netz eingespeist. Wir sind uns sicher, durch die frühzeitige Nutzung regenerativer Energiequellen einen Erfahrungsvorsprung aufgebaut zu haben.
3. Was bedeutet das neue Programm für Ihre Kunden?
Schneider: Mit dem neuen Klimapaket möchte die Bundesregierung Anreize zum individuellen Klimaschützen schaffen. Gerade im Bereich klimafreundliches Wohnen und Mobilität stehen daher in der ersten Zeit stärkere Förderungsmaßnahmen im Fokus, bevor in einem zweiten Schritt die CO2-Bepreisung greifen wird. So werden beispielsweise Verbraucher belohnt, die sich für den Austausch ihrer alten Ölheizungen entscheiden. Mit einem Bonus von bis zu 600 Euro unterstützt auch die ZEV eine Umrüstung von Heizöl oder Flüssiggas auf Erdgas.
Hentschel: Ebenfalls im Fokus steht die Förderung der privaten und gewerblichen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Dafür haben wir in den letzten Jahren bereits wichtige Grundsteine gelegt. Interessierte Kunden können sich bei uns umfangreich zu den Möglichkeiten der E-Mobilität informieren lassen. Wir selbst bieten verschiedenste Anreize, eine nachhaltige Verkehrswende auch in Zwickau umzusetzen: die Förderung einer Wandladestation an den eigenen vier Wänden, Leasing-Angebote in Kooperation mit Zwickauer Autohäusern für verschiedene E-Mobile oder die mit dem Leasing angebotene Ladesäulen-Flatrate wecken zunehmend das Interesse der Bürger in unserer Stadt. Deren E-COM Projekt treibt die Mobilitätswende in Zwickau gleichermaßen voran wie unsere Bemühungen im Bereich Erdgasmobilität.
4. Mit Blick auf das vor uns liegende Jahr: welche Projekte stehen für die ZEV 2020 an und wie sieht die Planung aus?
Hentschel: Wir freuen uns bereits heute auf die Fertigstellung unserer neuen Leitwarte, welche planmäßig im Herbst dieses Jahres abgeschlossen werden soll. Mit dem Neubau werden wir alle Ansprüche an eine moderne und vor allem auch sichere Leitstelle erfüllen. Bis voraussichtlich Ende 2020 besteht ein Parallelbetrieb der Warte in dem bisher genutzten Gebäude. Sobald sich alle neuen Komponenten als stabil erweisen, werden wir die alte Leitwarte außer Betrieb nehmen.
Schneider: In diesem Jahr treffen wir zudem alle Vorbereitungen für die Produktivsetzung eines neuen Abrechnungssystems, die Anfang 2021 stattfinden soll. Die Umsetzung erfolgt gemeinsam mit den Stadtwerken Aue-Bad Schlema und der VWS Verbundwerke Südwestsachsen GmbH. Die Verbundlösung ermöglicht zukünftig die Einbindung weiterer regionaler Stadtwerke, wodurch wir Synergien schaffen und kosteneffizient arbeiten. Das neue Abrechnungssystem ist für uns ein weiterer Meilenstein hin zu einer zukunftssicheren IT-Landschaft.
5. Zurück zum ZED-Projekt: 2020 steht für dieses Vorhaben ein wichtiger Meilenstein an – die Evaluation der Konzepte. Welche Faktoren sind für die Bewertung der derzeit erarbeiteten Konzepte entscheidend?
Hentschel: Dem Projektkonsortium geht es aktuell darum, die technologische Machbarkeit und Verfügbarkeit der angestrebten Versorgungslösungen zu klären. Parallel werden die erarbeiteten technischen Lösungen einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unter der Prämisse eines Betriebes der Anlage bis zum Ablauf der Nutzungsdauer unterzogen. Wir als Infrastrukturbetreiber und Anbieter energienaher Dienstleistungen müssen sicherstellen, dass bei einem dauerhaften Betrieb die Bezahlbarkeit für die Energieabnehmer gewährleistet werden kann. Verlaufen die Bewertungen positiv, erfolgt im Anschluss die Realisierung der entwickelten Versorgungssysteme.